Handlung[]
Die Gest of Robin Hood ist der längste und anerkannt zuverlässigste Quellentext für die älteste Überlieferung der Geschichten rund um Robin Hood. Unterteilt ist die Gest in acht „fyttes“, was etwa mit „Liedern“ zu übersetzen ist; sie besteht aus insgesamt 456 vierzeiligen Strophen.
Im ersten Lied werden zunächst Robyn Hode (Robin Hood) und dessen Gefährten Litell John (Little John), Scarlok (Will Scarlett) und Much (den Müllerssohn) vorgestellt. Bis ins zweite Lied handelt die Gest weniger von den Taten Robin Hoods, sondern dreht sich um den verarmten Ritter Richard of the Lee und dessen Auseinandersetzungen mit geldgierigen Mönchen. Robin Hood hilft Richard, indem er ihm Geld leiht, worauf sich zwischen beiden im Laufe der Dichtung langsam eine Art Freundschaft entwickelt.
Im dritten Lied wird Little John ein Diener des Sheriffs, prügelt sich betrunken mit dessen Koch und stiehlt des Sheriffs Silber. Der Sheriff verfolgt ihn in den Sherwood Forest, wo er von Robin und dessen Männern gefangen und zur Teilnahme an einem gemeinsamen Mahl gezwungen wird. Robin lässt den Sheriff schwören, dass er keinem von Robins Gefährten jemals wieder etwas antun werde.
Im vierten Lied rauben Robin Hood und Little John aus dem Hinterhalt Mönche der St.-Mary’s-Abtei aus. Im fünften Lied arrangiert der Sheriff einen Bogenschieß-Wettbewerb, um Robin in eine Falle zu locken; ein Kampf zwischen den Männern des Sheriffs und Robins Gesetzlosen bricht aus. Im sechsten Lied unternimmt der Sheriff eine letzte Anstrengung, um Robin Hood zu fangen, indem er Richard of Lee ins Gefängnis wirft. Robin eilt zu dessen Rettung, tötet den Sheriff und befreit Richard.
Im siebten und achten Lied begibt sich König Edward selbst in einer Verkleidung in den Sherwood Forest, um Robin und Richard of the Lee zu ergreifen. Während eines Bogenschützen-Wettbewerbs gibt sich der König zu erkennen und macht Robin zu einem Mitglied seines Hofstaates. Obwohl drei verschiedene Könige (Eduard I. bis III.) gemeint sein könnten, bezieht sich die Gest nach heutigem Forschungsstand auf Eduard II., dessen 1323 erfolgte Reise nach Nottingham beschrieben wird. Dieser Teil der Gest muss also nach 1323 verfasst sein, womit eines der wenigen sicheren Daten für die Entwicklung der frühen Robin-Hood-Legende feststeht.
Das Ende der Gest schildert den Verrat an Robin Hood und seinen durch einen Aderlass herbeigeführten Tod in der Kirklees Priory (West Riding, Yorkshire).